Hausboote als Villen-Alternative?

Eine halbe Million für 70 Quadratmeter Wohnfläche auf dem Tegernsee: Neuester Preiswahnsinn? Alternative Immobilie für Superreiche? Oder alles Schwindel? Die TS folgt einem Leser-Hinweis. Und landet in Berlin.

Die Firma Lion Immobilien GmbH wirbt für ihre Hausboote und verlässt sich dabei auf den guten Namen des Tegernsee.

Sehr ergiebig ist der Tipp zunächst nicht. „Jetzt wird der See möbliert! Das ist doch bestimmt ein Thema für einen Artikel. 70 qm für € 546.000.-„ hieß es in einer kurzen anonymen Email an die TS-Redaktion. Doch schnell wird man bei der Suche tatsächlich fündig: Auf der Immobilien-Plattform „Immonet“ bietet die Berliner Lion Immobilien GmbH „komplett individuell gestaltbare“ Luxus-Hausboote an. So heißt es im Prospekt:

Dieser schwimmende Palast vereint den Komfort eines Penthouses mit den Vorteilen einer modernen Yacht.

Sie wollen einen Kamin, eine Sauna? Alles kein Problem. Nur wo liegt denn das Boot? Im Yachthafen am Tegernsee oder an der Seesauna? Wenn man möchte, kann man die Boote in Berlin oder London besichtigen. Doch Besichtigungen am Tegernsee sind derzeit Fehlanzeige. Auf Anfrage stellt die Firma klar, dass sie zwar die Hausboote vertreibt, aber bei der Suche nach Liegeplätzen nur behilflich ist.

Der See ist öffentlicher Grund

Auf dem Tegernsee wird sie da allerdings schlechte Karten haben. Hausboote am Tegernsee? „Eine Schnapsidee“ findet Johannes Hagn (CSU), Bürgermeister der Stadt Tegernsee. Illegal wäre das ebenfalls. So erklärt Hagn, dem die Anzeige schon bekannt ist, dass der private Grund an der Uferzone zum Tegernsee endet. Diese befindet sich nicht direkt am Wasser, sondern dem sogenannten Schwemmland. Ab dem Schwemmland beginnt öffentlicher Grund und damit das Stadtgebiet von Tegernsee:

Daher kann der See nicht zu privaten Wohnzwecken genutzt werden, da es schlicht an der Eigentumsfrage scheitert.

Dazu kommt, dass Hausboote, soweit langfristig bewohnt und ortsfest, über Infrastruktur wie Strom, Wasser, Gas, Abwasser, Zufahrt oder Parkplätze – verfügen müssen. Diese kann ebenfalls weder über öffentlichen noch im Eigentum Dritter stehenden Grund geschehen.

Hagn hält das Inserat für in höchstem Maße unseriös, da hier nur mit dem guten Namen des Tegernsee geworben werde. Der Rathauschef meint, dass Angebot sei in einer Faschingszeitung besser aufgehoben.

Den vollständigen Artikel finden Sie bei der Tegernseer Stimme.